Donnerstag, 21. August 2014

Diagnose Plazenta Increta

Nach der stillen Geburt sollte standardmäßig die Kürretage (Ausschabung) erfolgen. Die Ärzte erklärten uns alles und meinten ich könnte abends oder am nächsten Tag dann nach Hause. Ich hatte aber schon vor der OP ein ganz ungutes Gefühl, irgendwas stimmte nicht. Die Plazenta war nach der Geburt nicht mitgekommen, was an sich laut Ärzten in diesem Schwangerschaftsalter nichts ungewöhnliches ist. Ich hatte aber irgendwie eine Vorahnung, auch wenn ich natürlich nicht mal erahnen konnte, welche Komplikationen so eine Plazenta mit sich bringen kann. Vor der OP sagte ich noch zu der Ärztin "ich habe so Angst um meine Gebärmutter", irgendwie seltsam. Das war dann auch genau das, was die Ärztin nach der OP zu mir sagte, "irgendwie hatten Sie ja bereits ein ungutes Gefühl, sie sagten ja noch zu mir, Sie haben so Angst um ihr Organ". Nachdem ich aus der Narkose aufwachte, ging mein erster Blick Richtung Uhr, und ich wusste in dem Moment, dass ich sehr sehr lange im OP war, das Warten auf die Ärztin kam mir wie eine Ewigkeit vor. Mein erster Satz war, "Ist alles gut gegangen", und ich konnte schon am Gesichtsausdruck der Ärztin erkennen, dass dieser Satz sich nicht bewahrheiten würde. Alles was nach der OP mit mir passierte, geschah förmlich mechanisch und wie in Trance, denn ich war in einem absoluten Schockzustand.

Während der eigentlich geplanten Standardausschabung hatte die Ärztin im OP eine Plazenta Increta festgestellt. Dabei handelt es sich um eine Einnistungsstörung, bei der sich das befruchtete Ei quasi zu tief eingenistet hat oder nicht genug Schleimhaut vorhanden war (was bei mir aber aufgrund der IVF ausgeschlossen werden konnte). Bedingt durch eine solche Einnistungsstörung wachsen die Plazentazotten tief in die Gebärmuttermuskulatur hinein, die Plazenta frisst sich quasi durch das Endometrium und die Basalmembran ins Myometrium. Es handelt sich dabei um eine schwerere Form der Plazenta Accreta. Die Ärztin bekam meine Plazenta von keiner Seite nur ansatzweise zu fassen, es war nicht mal möglich kleine Teile von ihr aus meiner Gebärmutter herauszuholen. Gott sei Dank fing sie nicht an wie wild zu versuchen die Plazenta herauszuschaben, denn das hätte mich definitiv aufgrund einer Verblutungsgefahr am Ende wohl mein Organ gekostet, um mein eigenes Leben zu retten. Letztendlich habe ich dem Klinikchef Dr. v. O., der in den OP gerufen wurde, zu verdanken, dass ich meine Gebärmutter heute noch habe. Er entschied angesichts meines hohen Blutverlusts die Plazenta im Uterus zu belassen und die OP abzubrechen, in der Hoffnung die Blutung dann in den Griff zu bekommen, und eine alternative konservative Behandlungsmethode starten zu können. Eine Hysterektomie (Gebärmutterentfernung) sollte angesichts meines Alters und des unerfüllten Kinderwunsches ultima ratio sein.

Um euch mal etwas genauer zu erläutern, um was es sich bei meiner Plazentalösungsstörung genau handelte habe ich euch mal Fachinformationen zusammengestellt. So selten wie es angeblich ist, ist es nämlich dann in der leichteren Form (Plazenta Accreta) doch nicht, wie sich im Nachhinein im Bekanntenkreis, und v.a. in der Asherman-Selbsthilfegruppe herausstellte. Auch wenn ich leider bis heute mit die Einzige bin, die dieses Problem nach einer Fehlgeburt und nicht nach einer Lebendgeburt hatte, was natürlich einen sehr großen Unterschied macht. Ich hätte für meine kleine Maus alles gegeben, und wenn mein Organ dran glauben hätte müssen.

Grundsätzlich unterscheidet man also die Plazenta Accreta, Increta und Percreta.

Als Placenta accreta bezeichnet man in der Geburtshilfe eine Störung der Plazentahaftung, bei der die Plazenta mit der Gebärmuttermuskulatur (Myometrium) verwachsen ist. Dadurch löst sich die Plazenta nach der Geburt des Kindes nicht (Plazentaretention) und es kann zu erheblichen Blutungen kommen. Die Placenta accreta kommt bei etwa einer von 2.500 Schwangerschaften mit steigender Häufigkeit vor.
Bei der Placenta accreta fehlt die Decidua basalis teilweise oder völlig. Damit können Trophoblasten bis an die Gebärmuttermuskulatur heranwachsen (Placenta accreta) oder sogar in diese einwandern und -wachsen (Placenta increta/percreta).
Alle Formen sind zu 10 bis 45 % mit einer Placenta praevia verbunden. Weitere Ursachen sind narbige Veränderungen an der Gebärmutter, wie sie beim Asherman-Syndrom, welches vor allem nach Operationen an der Gebärmutter, wie Kürettagen und nach Myomentfernungen[ auftritt, oder nach Schnittentbindungen.
Einige Untersuchungen zeigten zudem eine erhöhte Häufigkeit in Schwangerschaften mit weiblichen Feten.
Die steigende Inzidenz wird als Folge des Anstiegs der Rate von Kaiserschnitten gesehen. Auch Schwangere mit einem Alter von mehr als 35 Jahren haben ein erhöhtes Risiko für Plazentaimplantationsstörungen.
Man unterscheidet nach der Tiefe ihrer Verwachsung mit der Gebärmutterwand drei Formen der Placenta accreta:
FormBeschreibungAnteil
Placenta accretaDie Zotten wachsen bis an die Gebärmuttermuskulatur heran.75-78 %
Placenta incretaDie Zotten wachsen tief in die Gebärmutterwand ein.17 %
Placenta percretaBei der schlimmsten Form penetriert die Plazenta das komplette Myometrium bis zur Serosa. Die Plazenta kann darüber hinaus sogar in Harnblase und Rektum einwachsen.5-7 %
Die Placenta accreta wird nur selten vor der Geburt erkannt und ist zuweilen schwer zu diagnostizieren. In der Doppler-Sonografie lassen sich neugebildete Blutgefäße in der Muskulatur der Gebärmutter nachweisen. Auch in der Magnetresonanztomographie (MRT) kann man Hinweise auf eine Plazentaimplantationsstörung finden. Jedoch lassen sie sich weder mit der Ultraschall-, noch mit der MRT-Untersuchung beweisen.
Im zweiten Schwangerschaftsdrittel lassen sich erhöhte Alpha-1-Fetoprotein-Werte im mütterlichen Blutserum nachweisen, die jedoch auch Indikatoren für viele andere Dinge sind. Im dritten Trimester treten bei Plazentationsstörungen in einigen Fällen vaginale Blutungen auf, deren Ursache jedoch selten die Störung selbst ist. Kommt es nicht innerhalb von 30 Minuten nach der Geburt des Kindes zur Geburt von Mutterkuchen und Eihüllen, muss man eine Placenta accreta in die Differentialdiagnostik einbeziehen.
Wird eine Placenta accreta vor der Geburt diagnostiziert ist eine geplante Schnittentbindung, ggf. mit Gebärmutterentfernung, der sicherste Geburtsmodus.
Bei der manuellen Plazentalösung wegen Plazentaretentionen kann es zu erheblichen Blutungen kommen. Eine vollständige Lösung des Mutterkuchens gelingt jedoch nur bei der Placenta adhaerens und der leichtesten Form der Placenta accreta. Dabei lassen sich fest anhaftende Plazentaanteile bei der Placenta accreta meist nur durch eine Kürettage entfernen. Bei den schwereren Formen (Pl. increta/percreta) lässt sich eine Hysterektomie meist nicht umgehen. Zur Verminderung der Blutungsstärke sind vorübergehend Wehenmittel und eine Infusionsbehandlung zum Volumenersatz notwendig.
Soll die Gebärmutter erhalten werden, weil der Kinderwunsch noch nicht erfüllt ist, kann eine operative Resektion um die Plazenta herum bei der Placenta increta erfolgreich sein. Die gebärmuttererhaltende Behandlung hat jedoch ein höheres Risiko von Komplikationen und ist nicht immer erfolgreich.
Mögliche konservative Techniken sind:
  • das Belassen der Plazenta in der Gebärmutter
  • die interuterine Ballon-Katheterisierung zur Kompression der Blutgefäße
  • eine Embolisation der Gebärmutterarterien
Wenn eine Schwangere sich für eine vaginale Entbindung entscheidet, obwohl der Verdacht auf eine Placenta accreta besteht, sollten Blutprodukte zur Transfusion bereitgestellt werden.
(Quelle: Wikipedia)

8 Kommentare:

  1. Hallo, ich hatte 2007 auch eine Plazenta increta und sie haben nach der Geburt soviel drin rum gemacht, dass sie fast die Bauchdecke durch kamen. So haben sie es denn gelassen und am nächsten Tag sagten sie zu mir ich bekomme eine halbe chemo Therapie also mtx und so ist es alles innerlich nach einiger Zeit abgestorben und kam dann von ganz alleine raus. Ich bin froh damals diesen weg gegangen zu sein, die andere Variante war meine Gebärmutter zu verlieren.

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  2. Hallo liebe Frauen, ich hatte auch die Diagnose "Plazenta increta". Die Plazenta kam nach der Geburt unvollständig heraus und ich wurde in einer vierstündigen Op nachkürettiert. Danach dachten die Ärzte, das es das war, aber dann bekam ich nach 10 Tagen heftige Nachblutungen und musste zurück in die Geburtsklinik. Leider dachte man dann da, dass ich aus einem Myom blute und erst nach Verlegung in ein anderes Krankenhaus auf eigenen Wunsch kam raus, dass es kein Myom sondern Plazentareste sind, die die Blutung verursachen. Es konnte mir so endlich geholfen und meine Gebärmutter gerettet werden. ( mit Nachkürettage und mit einer einwöchigen MTX -Behandlung.)Aber vor einer weiteren Schwangerschaft habe ich wegen dem nun noch größeren Risiko in der Nachgeburtsphase große Angst. Kann mich jemand beruhigen, der mit increta die zweite Schwangerschaft ohne Kaiserschnitt, Notop )gut erlebt hat.

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    1. Da ich immer noch nicht dazu gekommen bin über die Zeit meiner SS zu schreiben, will ich dir kurz antworten. Ich hatte ja aufgrund meiner Vorgeschichte die du hier lesen kannst, ein sehr hohes wiederholungsrisiko für plazentastörungen, mehrmals haben verschiedene Spezialisten meine Plazenta geschallt und es hieß immer sie wäre unauffällig also zumindest eine increta wurde ziemlich sicher ausgeschlossen. Letztendlich hätte ich aber dennoch einen Kaiserschnitt gewählt da mir das Risiko zu groß gewesen wäre vor massiven Blutungen etc. Letztendlich würde es ein Kaiserschnitt wegen Beckenendlage, aber das zweitschönste im OP war als mir der Chefarzt sagte, die Plazenta ist, einfach so, komplett vollständig kam die Nachgeburt direkt hinterher. Ich bin ja ohnehin ein großes Risiko eingegangen nach all den OPs aber dank dem FTMV ist alles gut gegangen und man kann nach der Diagnose Plazenta Increta und Asherman und mit wenig Schleimhaut ein Kind bekommen ohne Plazentalösungsstörungen. Letztendlich hätte ich also ohne BEL ganz normal spontan entbinden können, wenn ich es mich getraut hätte. Wichtig ist aber immer mit unseren Vorgeschichten vor einer erneuten Schwangerschaft sicher zu wissen dass im Organ wieder alles in Ordnung ist, und alles mit Schleimhaut eingekleidet, ansonsten wächst die Plazenta mit ziemlicher Sicherheit wieder ein. Wenn man sich dessen nicht sicher ist empfehle ich jedem eine Kontrollhysteroskopie und am besten direkt bei Dr. Nugent in Hamburg.
      LG und Mut

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  3. Ich hatte auch eine placenta increta.
    Ich hatte am 23.12.15 einen geplanten kaiserschnitt aufgrund Beckenendlage. Schon bevor ich in den op gefahren wurde hatte ich ein mulmiges Gefühl. Nachdem meine Tochter raus geholt wurde und ich sie gesehen habe, wurde mein mann raus geschickt. Ich kann mich nur dran erinnern als der Arzt laut sagte "Maske auf sofort"
    meine Tochter kam um 8:30 auf die Welt
    als ich aufwachte War mein erster Blick auf die uhr es War bereits 14:30 ich habe die Welt nicht mehr verstanden ich habe Panik bekommen weil ich wusste das ein kaiserschnitt nicht so lange dauern kann. Vor mit stand die ChefÄrztin und klärte mich auf was passiert ist. Sie meinte ich habe viele Schutzengel gehabt denn ich habe über 2 Liter Blut verloren. In dem Moment War mir nicht bewusst was mit mir geschah bzw es War mir egal denn ich wollte einfach zu meiner Tochter ich habe mir sorgen um sie gemacht , sie kam gesund zur Welt und ihr ging es gut, sagte die Hebamme.
    nachdem ich gehört habe das es meiner Tochter gut geht und sie bei meinem Mann ist, War meine zweite frage ob die Gebärmutter entfernt wurde, bei so einem hohen Blutverlust War es logisch für mich das sie wahrscheinlich entfernt wurde. Doch die Ärztin lächelte und sagte das die Gebärmutter behalten werden konnte. Und ICh bin auch sehr glücklich darüber. Ich bin sehr dankbar dass meine Tochter und ich alles gut überstanden haben.

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    1. Oh man du arme, das ist so schrecklich, ich war damals so froh dass ich nicht nur die PDA hochfahren haben lasse, denn dann hätte ich genau das Drama mit "Maske auf" auch mitbekommen, aber ich hatte ja auch ein mulmiges Gefühl und wollte deswegen eine Vollnarkose, bzw zumindest weg sein.
      Wie geht es dir gesundheitlich heute, wie sind die Verhältnisse in deinem Organ heute, wurde die Plazenta direkt rauskürretiert oder wie haben sie es bei dir gemacht? Hattest du irgendwelche Voreingriffe die die Increta erklären können.
      Lg und danke für deinen Beitrag Sternenmami

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  4. Gesundheitlich geht es mir heute super,allerdings habe ich bei WetterSchwankungen unterleibschmerzen (ich weiss nicht ob es mit der sectio zusammen hängt oder wegen dem großen Eingriff)
    sonst geht es der Gebärmutter soweit gut, ich wurde darüber aufgeklärt das nach so einem Eingriff sich eventuell verwachsungen bilden können, aber das kommt auch oft vor bei jedem operativen Eingriff
    die plazenta wurde vollständig raus kürretiert
    Die placenta increta wurde bei mir vorher nicht diagnostiziert(ist auch schwer die increta zu erkennen) und warum ich eine increta hatte, ist auch ein Rätsel, denn ich hatte noch nie Eingriffe an dem organ. (Ist wohl Schicksal) und im FamilienKreis hatte sowas auch noch niemand zuvor gehabt.
    ob ich noch ein zweites Kind bekommen möchte ist auch fraglich, denn ich weiss nicht wie hoch die Wahrscheinlichkeit ist das ich noch mal eine placenta increta bekomme. Nach dem mir gesagt wurde dass ich echt Glück hatte, plane ich mein Leben anders.

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  5. Hallo! Bei mir wurde nach der Geburt meiner Tochter Plazenta increta festgestellt. Erst wurde mir die GebärMutter gelassen. Doch 4 Stunden nach der OPERATION wollte ich mich übergeben aber konnte es nicht. Der Griff zum Schwesternknopf rettete mir das Leben, denn ich war dabei innerlich zu verbluten. Man sagte mir hätte ich nicht geklingelt und die Schwester wäre erst eine Stunde später zum Fieber messen gekommen, dann hätten sie mich tot gefunden.

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  6. Hallo! Bei mir wurde nach der Geburt meiner Tochter Plazenta increta festgestellt. Erst wurde mir die GebärMutter gelassen. Doch 4 Stunden nach der OPERATION wollte ich mich übergeben aber konnte es nicht. Der Griff zum Schwesternknopf rettete mir das Leben, denn ich war dabei innerlich zu verbluten. Man sagte mir hätte ich nicht geklingelt und die Schwester wäre erst eine Stunde später zum Fieber messen gekommen, dann hätten sie mich tot gefunden.

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