Mittwoch, 27. August 2014

Der Tag der Segnung

Die folgenden Nächte konnte ich nicht alleine verbringen, meine Angst vorm Kollabieren war einfach zu groß und so blieb mein Mann die ganze Woche Tag und Nacht an meiner Seite. Er fuhr nur kurz zum duschen heim und während dieser Zeit kam dann meine Mutter. Im Krankenhaus hatten die nicht mal Klappbetten für Angehörige, mein Mann tat mir schon sehr leid auf dieser Britsche mit seiner Körpergröße von 1,90 cm. Aber ich brauchte ihn an meiner Seite, und er hatte glaube ich auch nicht im Ansatz darüber nachgedacht zu gehen. Er hat das wirklich großartig gemeistert und hat mir in dieser ersten Woche so viel Kraft und Ruhe vermittelt. An dieser Stelle muss ich meinen tiefsten Dank an meine beiden Lieben schicken, denn sie waren Tag und Nacht zur Stelle und haben meine Rundum-Betreuung ganz wunderbar gemanagt. Ich war nicht in der Lage jemand anderen an mich heranzulassen, schottete mich komplett ab, und verbrachte bis Freitag die Woche liegend im Krankenbett mit geschlossenen Vorhängen. Ich war nicht in der Lage zu essen geschweige denn zu trinken, naja aber Infusionen taten dann das übrige.

Doch dann kam der Moment, vor dem ich mich schon sehr fürchtete, die Segnung unserer kleinen Maus. Ich wusste, dass würde das letzte mal sein, dass sie bei uns sein dürfte und dass wir sie dann endgültig gehen lassen müssten. Aber es tat auch so wahnsinnig gut und war einfach auch so befreiend für mich endlich wieder um sie weinen zu können, und so verbrachten wir mit ihr zusammen als Eltern die intimsten Momente unseres Lebens. In diesen Momenten gab unsere kleine Maus uns so viel Liebe, wie ich es vorher noch nie in meinem Leben spüren konnte, und ich bin ihr so unendlich dankbar dafür. Und sie gab mir ein bisschen Kraft zurück es danach sogar für eine kleine Runde in den Krankenhausgarten zu schaffen bevor wieder eine Runde Chemotherapie auf mich wartete. Auch an diesem Tag im März strahlte die Sonne, es spielten kleine Kinder im Garten, 1-2 Tage alte Säuglinge wurden draußen rum geschoben, es saßen hochschwangere im Garten und auf der anderen Seite waren da auch die Krebspatientinnen mit ihren Tüchern auf dem Köpfen und wir gefüllt mit so viel Trauer. In so einem kleinen Garten wird einem erst wirklich bewusst, wie nah Leid und Freud beieinander liegen.

Aber da war auch noch ein ganz anderes Bild an diesem Tag, dass sich in meinen Kopf eingebrannt hat. Als ich zurück in meinem Zimmer am Fenster saß und teilnahmslos in den Garten blickte, waren da auch die hochschwangeren, die sich eine Zigarette nach der anderen reinzogen. Ich konnte diesen Anblick nur sehr schwer ertragen, und in einem solchen Moment erscheint einem die Welt einfach nur wahnsinnig ungerecht. Ich wollte raus aus diesem Krankenhaus, ich fühlte mich so sehr gefangen in dieser Situation, kämpfte mit dem Mithören der Herztöne, welche das CTG-Gerät der Frau ein Zimmer weiter aufzeichnete und ich durch die Wände hören konnte. Ich sehnte mich so sehr danach, ein Stockwerk weiter oben (Säuglings-/Entbindungsstation) zu liegen, wo die Welt nur rosarot und glücklich zu sein schien. Ich wollte raus aus diesem Krankenhaus und für mich trauern um mein verlorenes Kind, aber es ging nicht, denn ich hatte leider vorher noch einen ganz anderen Kampf zu führen.


Sonntag, 24. August 2014

Chemotherapie mit MTX

Die Momente und Stunden nach der OP waren wie ein schlechter Film für mich, der an mir vorbei zog und ich ein teilnahmsloser Beteiligter in diesem Film, der nicht mehr in der Lage war, wirklich selber zu agieren. Ich unterschrieb sämtliche Arzt- und Aufklärungsunterlagen ohne nur im Ansatz in diese Papiere reinzuschauen, willigte in eine Chemotherapie!!! ein, ohne auch nur ein Sekunde darüber nachdenken zu können. Sätze wie "Jetzt wollen wir erstmal versuchen ihnen ihre Gebärmutter zu erhalten", "wir starten heute noch mit einer Chemotherapie, um das stark durchblutete, schnell wachsende Zellgewebe der Plazenta abzutöten", "die Plazenta kann dann möglicherweise von alleine rausfallen", "das kann bis zu 12-16 Wochen dauern", "sie erhalten jetzt dreimal täglich ein Langzeitantibiotika, "es darf auf keinen Fall zu einer Infektion kommen", "sie dürfen keine Infektion, kein Fieber bekommen, denn dann muss die Plazenta raus, egal wie", sie bekommen weiter Wehenmittel, die Gebärmutter muss sich kontrahieren, damit die Blutungen zu kontrollieren sind", "wir wollen das ihre Gebärmutter arbeitet". Ich war in einem absoluten Schockzustand. Ich glaube man kann als Außenstehender nur ansatzweise erahnen, wie sich so etwas anfühlt, ein paar Stunden nachdem man sein totes Kind auf die Welt gebracht hat. Ich war in einer Schockstarre gefangen, konnte nicht mehr weinen, nichts mehr. Hatte ich nicht nur mein Kind verloren, nein vielleicht verliere ich auch noch mein Organ. Dann ist alles aus...

Bereits drei Stunden nach der OP bekam ich die erste Infusion gegen Übelkeit vor der Chemotherapie mit Methotrexat (MTX), dann die erste Infusion des 1. Zyklus MTX. Ein Zyklus bestand immer aus drei Infusionen. Die Chemotherapie mit MTX sollte dazu führen, dass einzig schnell wachsende Zellgewebe, das sich in meinem Körper befand abzutöten, ähnlich wie bei Krebs. Und die Plazenta ist eben ein solch aggressives Organ mit schnell wachsendem Zellgewebe. Und was ich nicht wusste, so eine Plazenta arbeitet fröhlich weiter, unabhängig davon ob noch ein Kind da ist oder nicht. Ich hatte im wahrsten Sinne ein gefährliches Monster in meinem Bauch, mit und gegen das ich einen langen Kampf zu führen haben sollte.

Die erste Nacht nach der OP hätte ich ohne meinen Mann nicht überstanden. Ich kollabierte viermal und mein Mann wusste gemeinsam mit der Schwester immer genau was zu tun ist. Mein Blutverlust während der OP hielt sich gerade noch so in Grenzen, war aber dennoch erheblich für meinen Körper. Immerhin hatte der ganze Stress und die Ereignisse auch an meinem Gewicht gezerrt und so waren meine Schwangerschaftskilos wieder weggeschmolzen und ich wog im 5. Schwangerschaftsmonat kurz vor der Fehlgeburt nur noch 49 Kilo!!!

Donnerstag, 21. August 2014

Diagnose Plazenta Increta

Nach der stillen Geburt sollte standardmäßig die Kürretage (Ausschabung) erfolgen. Die Ärzte erklärten uns alles und meinten ich könnte abends oder am nächsten Tag dann nach Hause. Ich hatte aber schon vor der OP ein ganz ungutes Gefühl, irgendwas stimmte nicht. Die Plazenta war nach der Geburt nicht mitgekommen, was an sich laut Ärzten in diesem Schwangerschaftsalter nichts ungewöhnliches ist. Ich hatte aber irgendwie eine Vorahnung, auch wenn ich natürlich nicht mal erahnen konnte, welche Komplikationen so eine Plazenta mit sich bringen kann. Vor der OP sagte ich noch zu der Ärztin "ich habe so Angst um meine Gebärmutter", irgendwie seltsam. Das war dann auch genau das, was die Ärztin nach der OP zu mir sagte, "irgendwie hatten Sie ja bereits ein ungutes Gefühl, sie sagten ja noch zu mir, Sie haben so Angst um ihr Organ". Nachdem ich aus der Narkose aufwachte, ging mein erster Blick Richtung Uhr, und ich wusste in dem Moment, dass ich sehr sehr lange im OP war, das Warten auf die Ärztin kam mir wie eine Ewigkeit vor. Mein erster Satz war, "Ist alles gut gegangen", und ich konnte schon am Gesichtsausdruck der Ärztin erkennen, dass dieser Satz sich nicht bewahrheiten würde. Alles was nach der OP mit mir passierte, geschah förmlich mechanisch und wie in Trance, denn ich war in einem absoluten Schockzustand.

Während der eigentlich geplanten Standardausschabung hatte die Ärztin im OP eine Plazenta Increta festgestellt. Dabei handelt es sich um eine Einnistungsstörung, bei der sich das befruchtete Ei quasi zu tief eingenistet hat oder nicht genug Schleimhaut vorhanden war (was bei mir aber aufgrund der IVF ausgeschlossen werden konnte). Bedingt durch eine solche Einnistungsstörung wachsen die Plazentazotten tief in die Gebärmuttermuskulatur hinein, die Plazenta frisst sich quasi durch das Endometrium und die Basalmembran ins Myometrium. Es handelt sich dabei um eine schwerere Form der Plazenta Accreta. Die Ärztin bekam meine Plazenta von keiner Seite nur ansatzweise zu fassen, es war nicht mal möglich kleine Teile von ihr aus meiner Gebärmutter herauszuholen. Gott sei Dank fing sie nicht an wie wild zu versuchen die Plazenta herauszuschaben, denn das hätte mich definitiv aufgrund einer Verblutungsgefahr am Ende wohl mein Organ gekostet, um mein eigenes Leben zu retten. Letztendlich habe ich dem Klinikchef Dr. v. O., der in den OP gerufen wurde, zu verdanken, dass ich meine Gebärmutter heute noch habe. Er entschied angesichts meines hohen Blutverlusts die Plazenta im Uterus zu belassen und die OP abzubrechen, in der Hoffnung die Blutung dann in den Griff zu bekommen, und eine alternative konservative Behandlungsmethode starten zu können. Eine Hysterektomie (Gebärmutterentfernung) sollte angesichts meines Alters und des unerfüllten Kinderwunsches ultima ratio sein.

Um euch mal etwas genauer zu erläutern, um was es sich bei meiner Plazentalösungsstörung genau handelte habe ich euch mal Fachinformationen zusammengestellt. So selten wie es angeblich ist, ist es nämlich dann in der leichteren Form (Plazenta Accreta) doch nicht, wie sich im Nachhinein im Bekanntenkreis, und v.a. in der Asherman-Selbsthilfegruppe herausstellte. Auch wenn ich leider bis heute mit die Einzige bin, die dieses Problem nach einer Fehlgeburt und nicht nach einer Lebendgeburt hatte, was natürlich einen sehr großen Unterschied macht. Ich hätte für meine kleine Maus alles gegeben, und wenn mein Organ dran glauben hätte müssen.

Grundsätzlich unterscheidet man also die Plazenta Accreta, Increta und Percreta.

Als Placenta accreta bezeichnet man in der Geburtshilfe eine Störung der Plazentahaftung, bei der die Plazenta mit der Gebärmuttermuskulatur (Myometrium) verwachsen ist. Dadurch löst sich die Plazenta nach der Geburt des Kindes nicht (Plazentaretention) und es kann zu erheblichen Blutungen kommen. Die Placenta accreta kommt bei etwa einer von 2.500 Schwangerschaften mit steigender Häufigkeit vor.
Bei der Placenta accreta fehlt die Decidua basalis teilweise oder völlig. Damit können Trophoblasten bis an die Gebärmuttermuskulatur heranwachsen (Placenta accreta) oder sogar in diese einwandern und -wachsen (Placenta increta/percreta).
Alle Formen sind zu 10 bis 45 % mit einer Placenta praevia verbunden. Weitere Ursachen sind narbige Veränderungen an der Gebärmutter, wie sie beim Asherman-Syndrom, welches vor allem nach Operationen an der Gebärmutter, wie Kürettagen und nach Myomentfernungen[ auftritt, oder nach Schnittentbindungen.
Einige Untersuchungen zeigten zudem eine erhöhte Häufigkeit in Schwangerschaften mit weiblichen Feten.
Die steigende Inzidenz wird als Folge des Anstiegs der Rate von Kaiserschnitten gesehen. Auch Schwangere mit einem Alter von mehr als 35 Jahren haben ein erhöhtes Risiko für Plazentaimplantationsstörungen.
Man unterscheidet nach der Tiefe ihrer Verwachsung mit der Gebärmutterwand drei Formen der Placenta accreta:
FormBeschreibungAnteil
Placenta accretaDie Zotten wachsen bis an die Gebärmuttermuskulatur heran.75-78 %
Placenta incretaDie Zotten wachsen tief in die Gebärmutterwand ein.17 %
Placenta percretaBei der schlimmsten Form penetriert die Plazenta das komplette Myometrium bis zur Serosa. Die Plazenta kann darüber hinaus sogar in Harnblase und Rektum einwachsen.5-7 %
Die Placenta accreta wird nur selten vor der Geburt erkannt und ist zuweilen schwer zu diagnostizieren. In der Doppler-Sonografie lassen sich neugebildete Blutgefäße in der Muskulatur der Gebärmutter nachweisen. Auch in der Magnetresonanztomographie (MRT) kann man Hinweise auf eine Plazentaimplantationsstörung finden. Jedoch lassen sie sich weder mit der Ultraschall-, noch mit der MRT-Untersuchung beweisen.
Im zweiten Schwangerschaftsdrittel lassen sich erhöhte Alpha-1-Fetoprotein-Werte im mütterlichen Blutserum nachweisen, die jedoch auch Indikatoren für viele andere Dinge sind. Im dritten Trimester treten bei Plazentationsstörungen in einigen Fällen vaginale Blutungen auf, deren Ursache jedoch selten die Störung selbst ist. Kommt es nicht innerhalb von 30 Minuten nach der Geburt des Kindes zur Geburt von Mutterkuchen und Eihüllen, muss man eine Placenta accreta in die Differentialdiagnostik einbeziehen.
Wird eine Placenta accreta vor der Geburt diagnostiziert ist eine geplante Schnittentbindung, ggf. mit Gebärmutterentfernung, der sicherste Geburtsmodus.
Bei der manuellen Plazentalösung wegen Plazentaretentionen kann es zu erheblichen Blutungen kommen. Eine vollständige Lösung des Mutterkuchens gelingt jedoch nur bei der Placenta adhaerens und der leichtesten Form der Placenta accreta. Dabei lassen sich fest anhaftende Plazentaanteile bei der Placenta accreta meist nur durch eine Kürettage entfernen. Bei den schwereren Formen (Pl. increta/percreta) lässt sich eine Hysterektomie meist nicht umgehen. Zur Verminderung der Blutungsstärke sind vorübergehend Wehenmittel und eine Infusionsbehandlung zum Volumenersatz notwendig.
Soll die Gebärmutter erhalten werden, weil der Kinderwunsch noch nicht erfüllt ist, kann eine operative Resektion um die Plazenta herum bei der Placenta increta erfolgreich sein. Die gebärmuttererhaltende Behandlung hat jedoch ein höheres Risiko von Komplikationen und ist nicht immer erfolgreich.
Mögliche konservative Techniken sind:
  • das Belassen der Plazenta in der Gebärmutter
  • die interuterine Ballon-Katheterisierung zur Kompression der Blutgefäße
  • eine Embolisation der Gebärmutterarterien
Wenn eine Schwangere sich für eine vaginale Entbindung entscheidet, obwohl der Verdacht auf eine Placenta accreta besteht, sollten Blutprodukte zur Transfusion bereitgestellt werden.
(Quelle: Wikipedia)

Mittwoch, 20. August 2014

Gebeutelt vom Schicksal

Was nach dem Verlust unserer kleinen Maus geschah ist schwer in Worte zu fassen. Manchmal weiß ich heute noch nicht, wie mir geschieht, und wann ich aus diesem schrecklichen Alptraum endlich erwachen darf und das Leben auch für mich bzw. uns wieder ein Stück vom Glückskuchen vorgesehen hat. Das Geschehene erscheint zuweilen so unwirklich und doch stecke ich mitten drin in meinem Kampf um den Verlust unserer kleinen Maus und um die Wiederherstellung meiner Gebärmutter, nachdem meine wunderbaren Ärzte sie mir nach einem 7-wöchigen Kampf erhalten konnten.

Als wäre der Verlust unserer kleinen Maus noch nicht genug gewesen, hatte das Schicksal danach Woche für Woche, teilweise Tag für Tag einen neuen Peitschenhieb für mich bereitgestellt.

Zunächst war ich noch so stolz auf meinen Körper, dass er Wehen produzierte ohne irgendwelche Hilfsmittel, und hatte ganz plötzlich Vertrauen in die Natur, dass sie trotz des schrecklichen Verlustes den Rest von selbst regelt, so wie es eben nach solch einem tragischen Ereignis sein muss. Doch ich sollte in meinem Glauben bitter enttäuscht werden. Die Nacht vom 11. März 2014 auf den 12. März 2014 war die schrecklichste meines Lebens. Sie war durchzogen von fast nicht ertragbaren Ängsten, von Ängsten vor dem Moment der Geburt meines Kindes, von Ängsten vor der Plazenta Praevia und dem fehlenden Vertrauen, dass es bei der Geburt nicht zu Blutstürzen etc. kommen würde und all das alleine in meinem Krankenzimmer ohne Ärzte oder Hebammen nur mit meinem Mann war schwer zu ertragen. Diese Nacht sollte eine sehr lange werden, obwohl ich noch heute die Worte der Ärztin "sie werden das Kind heute Abend noch gebären" höre. Ohne meinen Mann, der Tag und Nacht bei mir blieb (und es wurden noch mehr Nächte), keine Sekunde das Zimmer verließ, hätte ich das alles nicht durchgestanden. Er war mein Fels in dieser tobenden Brandung, und nur für mich so unendlich stark.
Im Nachhinein erscheint es so weit weg, diese Nacht, in der ich bereits vor Mitternacht die kleine Maus zur Welt brachte, ohne es aber zu merken. Meine unendliche Angst alleine ohne Ärzte das vollbringen zu müssen hat dazu geführt, dass mein Körper den letzten Anstoß nicht gab, und so behielt ich unsere kleine Maus noch die restliche Nacht bei mir. Ich wollte Sie wohl  einfach noch nicht gehen lassen. Eine Lehre aus dieser Schreckensnacht, die ich mir hätte ersparen können, habe ich gezogen. Nie wieder lasse ich mir eine PDA geben, das hab ich mir geschworen, denn dann hätte ich die Geburt bemerkt. Im Nachhinein weiss ich den Zeitpunkt ganz genau, aber in der Situation konnte ich es nicht zuordnen.

Trotz allem gibt es mir ein bisschen Frieden, dass ich Sie auf natürlichem Weg geboren habe. Ich zumindest eine Ahnung habe, wie sich Wehen anfühlen, und wie es ist, dabei zuzusehen, wie das eigene Kind abgenabelt wird, auch wenn Sie nicht leben durfte. In diesem Moment waren wir als Paar einfach trauernde Eltern, die um ihr Kind weinen, und einen solch innigen Moment habe ich zuvor nicht erlebt. All diese Erfahrungen kann mir keiner mehr nehmen, egal was die Zukunft bringt.

Montag, 18. August 2014

Ich bin dabei - Hallo Blogschwestern!

Ich bin dabei bei den Kinderwunsch Blogschwestern, und ich freue mich sehr!

Hallo liebe Blogschwestern da draußen im World Wide Web,

gestern kam die Email meiner lieben Blogschwestern ZweiLinien und Lene und ich bin sehr gespannt auf meine Blogvorstellung, die in den nächsten Tagen folgen wird.

Ich hoffe einige von euch finden den Weg zu mir und sind bereit meinen weiteren Weg mit mir gemeinsam zu gehen, auch wenn er noch so steinig ist und ich mir manchmal schon gedacht habe, aus den Stolpersteinen in meinem Blogtitel eigentlich doch besser Berge, Mount Everest´s oder Himalajas machen zu müssen, denn Stolpersteine klingt irgendwie so verniedlichend und klein. Aber was soll´s, es hört sich halt besser an.

Viele liebe Grüße
Eure Blogschwester Sternenmami

Sonntag, 17. August 2014

19. SSW: Abschied

Aber wir schafften es leider nicht! Bereits am darauffolgenden Tag, an einem wunderschön sonnigen Montag, den 10. März 2014 mussten wir unsere kleine Maus in der 19. SSW schweren Herzens zu den Sternen gehen lassen.

Es ist der Geburtstag meiner Mutter und sollte zugleich der Todestag unserer kleinen Tochter werden. Es schmerzt zutiefst, dass diese beiden Ereignisse auf denselben Tag zusammenfallen.

Morgens war meine Mutter noch zu Besuch, wir aßen zusammen Kuchen und sie konnte ein kleines Geschenk auspacken. Mittags verbrachte ich wie üblich zwei Stunden im Krankenhausgarten in der Sonne als ich plötzlich merkte, etwas ist anders, ich spürte ihre kleinen Bewegungen in Form der Luftbläschen nicht mehr und mir ging es ganz plötzlich sehr sehr schlecht. Ich schaffte es gerade noch zurück in mein Krankenhauszimmer. Es kam zum Blasensprung, intuitiv rief ich meinen Mann an, der bereits auf dem Weg zu mir war. Gemeinsam legten wir ihre kleine Schäfchenspieluhr auf meinen Bauch und ich bin fest davon überzeugt, dass sie dabei ganz friedlich eingeschlafen ist. Ich weiss, dass sie nicht leiden musste, da ihr kleines Herz vermutlich sofort aufhörte zu schlagen. Das ist das einzige, was mir ein bisschen Frieden gibt, denn alles andere hätte ich nicht gewollt und nicht ertragen.

Letztendlich muss es wohl doch so gewesen sein, dass die anhaltenden Blutungen keine Randsinusblutungen vom Rand der Plazenta waren, sondern wohl doch die Fruchtblase tangierten und die dünne Eihaut das irgendwann nicht mehr halten konnte. Warum es allerdings überhaupt geblutet hat und ich immer wieder starke Kontraktionen hatte ist allen Ärzten bis heute ein Rätsel.

Mittwoch, 13. August 2014

19. SSW: Gedanken, Träume und ein Dankeschön

Es war Anfang März 2014, das Wetter war ungewöhnlich warm, die Sonne strahlte und die ersten Knospen und Blümchen erwachten aus ihrem Winterschlaf. All diese schönen Dinge, die ich im Krankenhausgarten miterlebte, passten nicht zusammen mit unserer Situation, mit meinem Kampf um das Leben meines kleinen unschuldigen Mädchens in meinem Bauch, meinem geliebten Kind, das ich um alles auf dieser Welt beschützen wollte, und vor jeglichen Schmerzen bewahren.

Und dann war da wieder ein Traum, ein Traum, den ich zunächst nicht zuordnen konnte:
In der Nacht von Samstag, den 08. März 2014 auf Sonntag, den 09. März 2014 träumte ich von unserem kleinen Mädchen, in einem Stubenwagen liegend, geboren mit 2750 Gramm. Aber in meinem Traum hatte unsere kleine Maus kein wahrnehmbares Gesicht, sie war nicht greifbar für mich. Dieser Traum war anders, anders als der mit meinem kleinen Sohn auf dem Arm, der greifbar war. Zunächst gab mir dieser Traum Ruhe und Zuversicht und machte diesen Sonntag im März zu einem besonderen Tag für mich. Erst später konnte ich diese Erfahrung teilen mit anderen Betroffenen und fand mich in den Zeilen des Buches "Gute Hoffnung - jähes Ende" von Hannah Lotrop wieder. Jene Zeilen, in denen Sternenmamas beschreiben, dass ihr verlorenes Kind in ihren Träumen nie ein Gesicht hatte, im Gegensatz zu ihren lebend geborenen Kindern.

Eine ganz besondere Erfahrung schenkte mir nämlich unsere kleine Maus an diesem Sonntag im März noch bevor sie zu den Sternen gehen sollte. Mein Frauenarzt nutzte an diesem Tag die Ruhe des Krankenhausbetriebs um einen größeren Ultraschall zu machen. Es war der schönste Ultraschall meiner Schwangerschaft und dafür danke ich dir so sehr meine kleine Maus. Ich glaube, du hast gespürt, dass du Abschied nehmen musstest von deiner Mama. Das Gefühl in diesem Moment war so unbeschreiblich, und ist schwer in Worte zu fassen, sie war so süß, hatte ein so schönes Lächeln auf dem Gesicht und wir konnten ihr Schlucken des Fruchtwassers festhalten. Es entstanden wunderschöne Bilder, wunderschöne Erinnerungen, die ich niemals missen möchte und auf die vor allem auch mein Mann so stolz war. Er war so stolz seine kleine Tochter beim Fruchtwasser schlucken zeigen zu können. Die Zuversicht kehrte zurück, und ich höre noch heute die Worte meines Arztes, "wir schaffen das, wir schaffen 2750 Gramm".


Dienstag, 12. August 2014

Krankenhausaufenthalte

Die Anweisung der Ärzte lautete von nun an: "Bei frischer Blutung sofort wiederkommen!" Und Blutungen bekam ich leider bereits einen Tag später erneut und so musste ich im Krankenhaus bleiben. Ich sträubte mich zunächst sehr dagegen, denn ich wollte nicht ins Krankenhaus, aber es ging nicht anders und riskiert hätte ich ohnehin nie etwas. So verbrachte ich also Ende Februar die ersten 3 Nächte meiner ersten so herbeigesehnten Schwangerschaft im Krankenhaus, bekam wieder Utrogest, Magnesium, Adalat (eigentlich ein Wehenhämmer und wohl zu früh für die 17./18. SSW, aber wir wollten nichts unversucht lassen), Vagiflor und Fluomizin. Als ich entlassen wurde waren die Blutungen zunächst fast weg. Wir konnten ein bisschen aufatmen, und für Montag drauf war ohnehin der nächste Kontrolltermin bei meinem Frauenarzt angesetzt.

An diesem Montag morgen begann es aber erneut leicht zu bluten, ich bekam ein sofortiges Beschäftigungsverbot, um mir zumindest auf dieser Baustelle keine Sorgen mehr machen zu müssen und mein Arzt diagnostizierte auch eine Plazenta Praevia Totalis, schickte mich aber dann wieder nach Hause auf die Couch. Ich kann mich noch sehr genau daran erinnern, wie ernst das Gespräch meines Arztes mit uns war und natürlich war uns das Gesagte bewusst. Wir wussten, dass nur so weit gehandelt werden konnte, wie es für die entsprechende Schwangerschaftswoche medizinisch vertretbar war und eine Lungenreife frühestens in der 24. SSW gemacht werden würde. Die Lage war sehr sehr ernst.

Bereits zwei Tage später fand ich mich genau in demselben Raum, in dem wir dieses Gespräch führen mussten wieder und bat meinen Arzt diesmal freiwillig darum, mich ins Krankenhaus zurück einzuweisen. Mein Mann, meine Mutter und mein Freundeskreis hatten die Zwischenzeit zwar toll gemeistert, alle meine Mädels standen durchgehend bereit und waren für mich da, bekochten mich, bügelten, machten die Wäsche, staubsaugten etc.. Alle zusammen wollten das mit uns schaffen und unsere kleine Maus gesund in diese Welt bringen. Nochmal tausend Dank an euch auf diesem Wege für die riesige Hilfe, ich weiß ihr seid die Besten und auf euch ist einfach Verlass. Aber das ständige Auf und Ab, zum Arzt/Krankenhaus fahren und wieder nach Hause, kaum verließ mein Mann das Haus, traten erneut Blutungen auf, das alles hielt ich zu Hause nicht mehr aus. All das gepaart mit meiner immensen Angst vor DEM Verlust, Blutstürzen und allem was man sich dabei ausmalen kann war einfach nicht mehr zu ertragen. Ich brauchte die vermeintliche Sicherheit des Krankenhauses und die Ruhe mir dort um nichts anderes Gedanken machen zu müssen, und so hielt es auch mein Arzt für das Beste. Ich blieb also erstmal auf unbestimmte Zeit in der Klinik.

Ich kann gar nicht im Ansatz beschreiben, geschweige denn in Worte fassen, welche Ängste ich in dieser Zeit durchlitt. Ich hatte von Beginn der Blutungen an nur noch Alpträume, träumte von Sturzblutungen und grässlichen Dingen. Ich glaube, im Nachhinein betrachtet, wusste etwas ganz tief in mir, dass diese Schwangerschaft kein gutes Ende nehmen sollte, so sehr ich auch versuchte nach dem Rettungsanker zu greifen.

Samstag, 9. August 2014

In diesen Nächten

Die Nacht steht still
Wirft ihre Schatten
Treibt mit Dir
Ihr eigenes Spiel
Du fängst zu schwimmen an
Da ist kein Land
Wohin du schaust
Alles fremd
Du kennst Dich nicht mehr aus

Irgendwo
Auf halber Strecke unbemerkt
Ging was verlor´n
Du öffnest eine Tür
Der Raum ist leer
Und Du verstehst gar nichts mehr

In diesen Nächten halt ich Dich
Und bring dich in den Morgen
Wenn du gar nichts mehr begreifst
Nichts mehr von Dir übrig bleibt
Wirst du nicht alleine sein
In diesen Nächten ohne Licht
Halt Dich ganz fest
Ich trage Dich
Durch diese schwere Zeit
Die kalte Wirklichkeit
Dann bist du nicht allein

Ein Augenblick
Nur ein Moment
Und alles um Dich
Ändert sich
Den Kopf zu voll zum Schlafen
Liegst du wach
ich hör´ Dir zu
Wenn Du von Dir erzählst
Dann tut das gut

Komm´ mit mir raus
Ich glaub´ es fängt an zu regnen
Ein Sturm zieht auf
Wäscht alles wieder rein
Die Nacht wird klar
Nichts bleibt für immer
Wie es war

In diesen Nächten halt ich Dich
Und bring dich in den Morgen
Wenn du gar nichts mehr begreifst
Nichts mehr von Dir übrig bleibt
Wirst du nicht alleine sein
In diesen Nächten ohne Licht
Halt Dich ganz fest
Ich trage Dich
Durch diese schwere Zeit
Die kalte Wirklichkeit
Dann bist du nicht allein

Du bist nie mehr allein
Denn ich bin immer für Dich da

In diesen Nächten halt´ ich Dich
Und bring´ dich in den Morgen
Wenn du gar nichts mehr begreifst
Nichts mehr von Dir übrig bleibt
Wirst du nicht alleine sein
In diesen Nächten ohne Licht
Halt Dich ganz fest
Ich trage Dich
Durch diese schwere Zeit
Die kalte Wirklichkeit
Dann bist du nicht allein

Dann bist Du nicht allein

(Songtext: Helene Fischer, In diesen Nächten)

Freitag, 8. August 2014

Aus der Gegenwart: Loslassen

Auch wenn ich noch mitten in meinen Erzählungen des Geschehenen stecke, will ich mich heute mal aus dem hier und jetzt melden. Heute ist ein besonders trauriger Tag für mich und meinen Mann, denn heute ist der errechnete Geburtstermin unserer kleinen Maus, die jedoch bereits am 10. März 2014 von uns gegangen ist.

Kleine Maus, du bist jeden Tag in unserem Leben präsent und es vergeht kein Tag ohne Gedanken an dich. Aber heute kleine Maus haben dein Papa und ich ganz besonders intensiv an dich gedacht. Wir hätten uns nichts sehnlicher gewünscht als dich an diesem heutigen besonderen Tag in unseren Armen halten zu dürfen. Aber auch wenn es noch so sehr schmerzt, und wir begreifen müssen, dass das nicht geht, so sind wir doch unendlich dankbar über die kurze Zeit die wir mit dir verbringen durften. Heute haben dir Mama und Papa zwei rosa Luftballons in den Himmel geschickt und wir sind fest davon überzeugt, dass dich diese Gedanken erreichen. Wir wissen wir müssen dich gehen lassen, aber gerade deswegen wollten wir dir einen kleinen Gruß nach da oben zu den Sternen schicken. Halte dein kleines Händchen schützend über deine Mama und gib ihr die Kraft wieder ganz gesund zu werden, damit wir dir vielleicht eines Tages zu dritt mit deinem kleinen Geschwisterchen drei rosa Luftballons nach da oben schicken können.



Meine kleine Maus, ich werde dich immer ganz tief in meinem Herzen tragen und ich vermisse dich jeden Tag so unendlich...ich liebe dich über alles! Deine Mami

Mittwoch, 6. August 2014

17. SSW: Ein Traum der alles verändern sollte / Blutungen

Am Wochenende nach unserer standesamtlichen Trauung verbrachten wir den Samstag noch wunderschön am Tegernsee mit einem befreundeten Pärchen und ihren zwei zuckersüßen Mädchen (3 Jahre und 6 Monate). Ich liebe die beiden, denn sie sind einfach toll und so gut erzogen. Die ältere Maus ist auch die Patentochter meines Mannes.

In der Nacht zum Sonntag hatte ich dann einen ganz schrecklichen Traum. Im Traum war ich bei der Vertretungsärztin meines Frauenarztes, die auch in seiner Praxis tätig ist, und diese erklärte mir, dass ich mein Kind nicht auf normalem Wege bekommen könne, ein Kaiserschnitt nötig wäre und ich eine Genital-OP benötigte, die dann in meinem Traum auch gleich mal durchgeführt wurde, und dabei blutete es natürlich auch.

Ich wachte dann am Sonntag morgen auf und schaute noch im Bett in meinen Slip und da war tatsächlich Blut! Ich bekam Panik, wahnsinnige Angst, und fuhr sofort mit meinem Mann in die Klink. Noch im Auto erzählte ich ihm von meinem Traum und zweifelte doch ehrlich an meinem Verstand. Hatte ich mir das jetzt alles eingebildet oder was? In einem solchen Moment entwickelte man Ängste, die ich so zuvor noch nie gespürt habe. Angst um das eigene Kind, um das kleine unschuldige Leben in meinem Bauch, das ich doch um jeden Preis beschützen wollte.

In der Klinik stellte der Arzt dann einen viel zu harten Bauch fest, und ich bekam die vorläufige Diagnose Plazenta Praevia. Das bedeutet, dass die Plazenta je nach Fall so über dem Muttermund liegt, dass sie diesen entweder total, teilweise oder nur randweise verdeckt und es deswegen zu sogenannten Randsinusblutungen vom Rand der Plazenta der am Muttermund sitzt kommen kann. Der Arzt meinte nur lapidar, sie nehmen jetzt Magnesium, und dann kassieren wir sie ab der 30. SSW hier ein und dann gibts je nachdem wie lange sie durchhalten dann einen Kaiserschnitt. Tief Luft holen! Wie bitte...das musste ich erstmal alles verdauen, mir hatte es die Sprache verschlagen...Ärzte!!!
Es bestünde aber noch die Hoffnung, dass sich die Plazenta durch das Wachsen des Uterus auf die Seite oder nach oben verziehen könnte, so dass man die endgültige Diagnose Plazenta Praevia erst ab der vollendeten 28. SSW stellen kann. Weiter bekam ich die Anweisung am nächsten morgen zu meinem Frauenarzt zu gehen und mich krank schreiben zu lassen und hinzulegen.

Ich rief also am nächsten morgen in der Praxis an und siehe da, mein Arzt war noch im Urlaub, ich musste also zur Vertretungsärztin....scheiß Traum...! Sie war ganz lieb machte einen umfangreichen Ultraschall, und war ganz begeistert, wie gut es meinem Baby bei mir ging, sie musste aber leider auch den Befund des KH bestätigen. Und ich erfuhr, dass es tatsächlich ein Mädchen wird. Mein Frauenarzt und das Gefühl meines Mannes sollten also Recht behalten. Eigentlich war es immer mein großer Traum, ich wollte immer schon ein Mädchen und es ist doch für uns Frauen schon etwas besonderes so ein kleines Mädchen. Aber irgendwie konnte ich mich nicht so freuen wie ich sollte, irgendwas passte da nicht, und passte auch nicht zusammen mit meinem Traum mit meinem kleinen Sohn auf dem Arm. Aber ich konnte diese Gefühle in diesem Moment nicht zuordnen und so verdrängte ich sie schnell irgendwo nach ganz hinten. Ihr werdet noch merken, dass mein Verhältnis zu meinen Träumen zukünftig schwer erschüttert werden sollte. Träume können wirklich Angst machen und eigentlich will ich zukünftig einfach gar nichts mehr träumen!
Ich befolgte natürlich die Anweisungen der Ärzte, die jetzt eindeutig lautete: "Ab zu Hause auf die Couch und bei frischer Blutung sofort wiederkommen".

Dienstag, 5. August 2014

16. SSW: Der große Tag

Zwei Wochen nach der Nackenfaltenuntersuchung sollte der große Tag gekommen sein, wir waren bereit in dieser wunderbaren Lebensphase unserer Beziehung das Krönchen aufzusetzen. Und weil wir uns ja zu diesem Zeitpunkt bereits in der 16. SSW befanden, mussten wir auch kein Geheimnis mehr aus meiner Schwangerschaft machen. Das empfand ich als sehr erleichternd. Ich hatte noch in letzter Sekunde einfach so auf dem Nachhauseweg von der Arbeit für 69,00 Euro ein Kleid im Sale bei Hallhuber ergattert. Nie hätte ich gedacht mal in Hallhuber zu heiraten. Meine Mutter und ich hatten ja aber wirklich versucht etwas teures zu finden, aber es klappte einfach nicht ;) Naja warum dann nicht so einfach, wenn es doch so einfach ist. Ich fühlte mich sehr wohl in dem Kleid und hatte dazu ein kleines kurzes Nerzjäckchen, das ich mal in Berlin auf dem Flohmarkt ergattert hatte und das seinen Premiereneinsatz haben sollte. Die Mischung machts ja bekanntlich und so hatte ich mir bezüglich der Schuhe einen kleinen Traum erfüllt. Noch in Paris hatte ich mir ein paar völlig überteuerte Jimmy Choo´s aus der Bridal Kollektion gegönnt (Augen zu und durch), die man aber auch wunderbar zur kirchlichen Trauung tragen und sonst auch sowieso tragen kann...genug Rechtfertigungsgründe findet ihr nicht? Aber ich wollte immer schon Jimmy Choo´s haben und wenn heiraten kein Grund ist, was dann!!! Hinsichtlich der kirchlichen Trauung hatten wir uns angesichts der wunderbaren Umstände überlegt diese dann im Sommer 2015 zu machen. Zudem muss man im Großraum M. eine Location bereits 1 1/2 Jahre im voraus reservieren, und wir hatten uns da so eine eingebildet. Die Vorstellung mit Kind an der Hand und als kleine Familie kirchlich zu heiraten fand ich schon immer wahnsinnig toll.

Der 14. Februar 2014 war ein herrlicher Tag, die Sonne scheinte, der Himmel war strahlend blau und es hatte 15 Grad. Was will man mehr! Also ich kann wirklich empfehlen, nicht diese verregneten Maiwochenenden zu nehmen :). Alles klappte so wie ich es mir vorgestellt hatte (und ich habe immer sehr genaue Vorstellungen), wir hatten großen Spaß im Standesamt, wir sagten "JA", anschließend gab es Kaffee und Kuchen in unsere kleinen Wohnung. Ja wir haben 20 Leute reinbekommen. Auf diesem Wege noch mal ein riesengroßes Dankeschön ins World Wide Web an meine besten Trauzeuginnen, die einen kleinen Hochzeitstraum inklusive Candy Bar in unserer Wohnung gezaubert hatten. Abends gab es noch ein wunderschönes Menü in einer wunderschönen Location. Am nächsten Abend feierten wir dann noch mit vielen Freunden meinen 30. Geburtstag. Es gab einfach so viele schöne Anlässe zu feiern. Es hätte nicht perfekter sein können!

Aber wie das Leben so spielt, es besteht bei den meisten von uns eben nicht nur aus wunderschönen und feierfreudigen Anlässen, und so sollte leider leider auch uns ganz bald der wohl heftigste Schicksalsschlag unseres Lebens, unserer frischen Ehe einholen. Ich wage zu behaupten, dass das erste Jahr unserer Ehe vielleicht das schlimmste und härteste unserer Ehe sein wird. Aber wer weiß, ich will es nicht verschreien...


Montag, 4. August 2014

SSW 10+3: Ein Stück Normalität kehrt zurück

Das neue Jahr begann aussichtsreich, ich startete meinen neuen Job und freute mich auf das baldige Muttersein und den Sommer mit unserem kleinen Familienzuwachs. Bald sollte sich herausstellen, dass ich in der Arbeit hoffnungslos unterfordert und unterbeschäftigt war, aber ich verbrachte die Zeit dann damit, im Internet alles über Babyerstausstattung und die Frage des passenden Gefährts für meinen Krümel herauszusuchen, wobei ich noch hin- und hergerissen war zwischen einem Bugaboo oder einem Joolz, aber es war ja auch noch Zeit. Gott sei dank war mir in der Frühschwangerschaft kein einziges mal Übel und auch die Müdigkeit legte sich dann in den zweiten Januarwoche schlagartig, sonst wäre ich wohl noch am Schreibtisch eingeschlafen.

Mein erster Kontrolltermin bei meinem Frauenarzt im Januar verlief super, ich war mittlerweile in der 11. SSW, die Schmierblutungen und auch die Zwillingsanlage waren weg, so dass die Zwillingsanlage wohl der Grund für meine Schmierblutungen gewesen war zumindest nach Meinung meines Doc´s. Ich freute mich sehr und hatte nun Woche für Woche meine Sicherheit zurück gewonnen und begann meine Schwangerschaft zu genießen. Mit meinen Mädels verbrachte ich meinen Junggesellinnenabschied in Kitzbühel, wir hatten viel Spaß und ich musste auch keine gemeinen Sachen machen :)

Ende Januar stand dann in der 13. SSW die Nackenfaltenuntersuchung an, und es war alles in bester Ordnung. Die Tendenz meines Frauenarztes ging schon leicht Richtung Mädchen, wobei er sich noch nicht festlegen wollte, und ich konnte es nicht so wirklich glauben, war ich doch von Anfang an fest davon überzeugt, einen kleinen Jungen zu bekommen. Schließlich hatte ich schon zweimal geträumt, meinen kleinen Sohn auf dem Arm zu haben.

Ansonsten verbrachte ich die restliche Zeit mit den Vorbereitungen für unsere standesamtliche Trauung am 14. Februar 2014 und der Suche nach einem passenden Kleid, was sich als äußerst schwierig gestaltete, zumal wir ja nicht wussten, was das Wetter so treiben würde und ich nicht so wirklich wusste, wie viel Bauch bis dahin in der 16. SSW da sein sollte.


Sonntag, 3. August 2014

SSW 6+6: Herzschlag, gefolgt von Höhen und Tiefen

Eine Woche später hatte ich endlich meinen Kontrolltermin bei meinem Frauenarzt. Und wisst ihr was, genau zwei Stunden zuvor war ich offiziell zur Beamtin gekürt worden. Ahhh, Augen zu und durch dachte ich mir!

Mein Frauenarzt erklärte mir schnell nach dem ersten Blick auf den Ultraschall, das es eine gute und eine schlechte Nachricht gebe, und welche ich zuerst hören wolle. Ich hatte es aber auf dem Ultraschall schon selbst gesehen. Es war tatsächlich nur eine intakte Schwangerschaft vorhanden und ich durfte einen 7mm großen Embryo mit kräftigem Herzschlag bestaunen. Die zweite Fruchthöhle war deutlich kleiner und leer geblieben. Ehrlich gab mein Frauenarzt zu, dass er ganz froh drum sei, da eine Zwillingsschwangerschaft ein deutliches Risiko bedeutet hätte, insbesondere bei meiner zarten Statur etc. Ich war ein bisschen hin und her gerissen und wusste nicht so recht was ich fühlen sollte und durfte, muss aber ehrlich zugeben, ich war doch etwas erleichtert, denn auch ich hatte großen Respekt vor einer Zwillingsschwangerschaft und große Angst vor einer eventuellen Frühgeburt, denn die kleinen Wesen leiden dabei so sehr und das hätte mir mein Herz zerrissen. Im Unterschied zu mir traf es meinen lieben Verlobten doch mehr, dass es nur eine intakte Schwangerschaft war, er hätte sich sehr über zwei Krümel gefreut. Aber wir waren so dankbar über diese Schwangerschaft, hatten wir doch so sehr dafür gekämpft. Zu diesem Zeitpunkt sollte mir aber noch nicht klar sein, dass das vergangene eher ein Spaziergang gewesen war zu dem was noch folgen sollte.

Ich konnte mein Glück an diesem Tag gar nicht fassen, Herzschlag und Verbeamtung zeitgleich, es kam mir irgendwie auch seltsam vor. Kann es wirklich sein, dass ich auf einmal so viel Glück habe und das Jahr 2013 doch noch ein gutes Ende nehmen sollte? Es kam mir schon fast etwas spanisch vor und ich konnte diesem Glück nicht ganz über den Weg trauen. Im Nachhinein frage ich mich, ob mein Unterbewusstsein schon ahnte, dass es nicht gut enden sollte.

Und so war die große Freude auch schnell wieder getrübt und ich bekam noch am gleichen Abend erste Schmierblutungen, die mich dann am nächsten Tag in die Frauenklinik trieben. Meine Komplikationen traten immer an Wochenenden oder Feiertagen auf, so dass mir nichts anders übrig blieb als immer in die Klinik zu fahren. Wir befanden uns aber auch in der Weihnachtszeit.
Und so war ich 3 mal während der Feiertage in der Klinik, getrieben von einer wahnsinnigen Angst, mit unserem Krümel könnte etwas nicht stimmen. Aber es war laut Aussage der Ärzte alles in Ordnung, und ich durfte mir immer anhören, es sei halt "die Hop oder Top Phase" und ich bräuchte solange es kein frisches Blut sei nicht wiederzukommen. Die Zwillingsanlage hatte sich zu meiner Verwunderung aber auch noch nicht zurückgebildet. Ich versuchte also mich etwas zu beruhigen, über die Schmierblutungen hinwegzusehen und so gut es ging die Feiertage zu genießen.

Freitag, 1. August 2014

SSW 5+6: Blasenentzündung

Ich checkte also am nächsten Tag in die Frauenklinik ein, um meinem Blut im Urin auf den Grund zu gehen, nicht wissend, dass ich bald eine sehr sehr lange Zeit in diesem Krankenhaus verbringen sollte.

Es war wohl sogar schlimmer geworden, und die Leukozyten waren stark erhöht. Diagnose: Blasenentzündung. Aber die Ärztin beruhigte mich und erklärte mir, dass das ganz viele Schwangere am Anfang hätten, da in der Schwangerschaft die Immunabwehr sinkt. Sie verschrieb mir ein Einmalantibiotikum und so verschwand die allererste Blasenentzündung meines Lebens dann auch schnell wieder.

Der Ultraschall zeigte wieder eine größere Fruchthöhle mit Dottersack, der nun auch für mich sichtbar war, sowie eine Fruchthöhle ohne embryonale Anlage. Ich hatte da schon so eine Vorahnung, aber die Ärztin meinte, das heißt noch gar nichts, zumal sich mich auf SSW 5+2 datierte, was sich aber im Nachhinein als falsch rausstellen sollte. Ich machte mir aber erstmal keine Sorgen, da ich Dr. P. und seiner Aussage "Herzschlag frühestens nächste Woche" vertraute. Und so war ich happy über den kleinen Dottersack und genoss meine angehende Schwangerschaft.

Mein liebes Utrogest und der Amtsarzt

Wie ihr ja bereits wisst, sollte sich auch an der Jobfront wieder was tun, und so hatte ich bereits die Zusage für eine Stelle beim Staat. Ich weiss andere würden Bäume dafür ausreißen, aber mich interessierte diese Stelle eigentlich nicht die Bohne, weder inhaltlich noch sonst wie und ich hatte großen Respekt vor so einem Beamtenladen, denn ich bin definitiv keine Beamtin. Beamten sind ja schon eine besondere Spezies auf dieser Erde, und dementsprechend fehl am Platz fühlte ich mich bei der ganzen Nummer. Ich konnte mir das nicht vorstellen, ich mit meinen Designerhandtaschen (meine alten Schnäppchen aus meiner Nebenjobzeit im gehobenen Einzelhandel während des Studiums), meinem modische Stil, meinen bunten Mänteln, meinen roten Fingernägeln und meinem Verlobungsklunker am Finger (bling :))

Aber gut, ich beschloss, sollte ich schwanger sein, und das war ich ja, nehme ich diesen Job natürlich an, denn was könnte mir in dieser Situation besseres passieren als eine Verbeamtung...und die paar Monate bekomm ich dann rum, und nach der Elternzeit schau ich dann weiter. So mein Plan! Klar mir war es natürlich schon total unangenehm, schwanger einen neuen Job anzufangen, aber manchmal muss man eben an sich denken, und auf der anderen Seite wird man in der freien Wirtschaft als "Mutti" auch gleich aussortiert.

Und da das alles ganz schnell ging mit dem Jobstart, hatte ich direkt einen Tag nach meinem Termin bei Dr. P. einen Termin bei einer Amtsärztin. Die ärztliche Unbedenklichkeitsbescheinigung ist Voraussetzung für eine Verbeamtung. Natürlich informierte ich mich fleissig und es war klar, auf eine Schwangerschaft hin darf nicht untersucht werden. Aber ich hatte solches Herzklopfen bei der Untersuchung, dementsprechend hoch war mein Puls, komisch, "na das wird wohl die Aufregung sein" so die Amtsärztin. Na dann auf zum Urintest. Ahhhh, scheiße... was mach ich jetzt...ich war so nervös. Und ich Depp hatte schön noch kurz vorher meine Utrogesttabletten vaginal eingeführt statt damit bis nach dem Termin zu warten, ja ich hatte jetzt ein Problem. Was sollte ich antworten auf die Frage, warum haben sie so weiße Stückchen im Urin? Naja und so brauchten ich und das Becherlein dann ein paar Minuten länger denn das Problem musste ja schließlich gelöst werden. Ich erspare euch die Details! Soweit so gut...aber plötzlich teilte mir die Amtsärztin mit, dass der Teststreifen Blut im Urin nachgewiesen hätte. Ich zog mir schnell eine Story aus den Haaren, von wegen sei gestern beim Frauenarzt gewesen, vielleicht von der vaginalen Untersuchung. Sie gab sich damit zufrieden und so ein bisschen Wahrheit war an meiner Ausrede ja auch dran.

Die Amtsärztin merkte also nichts und ich wurde mit einem "ihrer Verbeamtung steht von meiner Seite nichts entgegen"entlassen. Puh! Das war erstmal geschafft.

Aber das nachgewiesene Blut im Urin machte mir Sorgen und so rief ich die KiWU an und erhielt schließlich die Aussage ich solle das unbedingt abklären lassen, es könnte nämlich eine Infektion sein.