Sonntag, 24. August 2014

Chemotherapie mit MTX

Die Momente und Stunden nach der OP waren wie ein schlechter Film für mich, der an mir vorbei zog und ich ein teilnahmsloser Beteiligter in diesem Film, der nicht mehr in der Lage war, wirklich selber zu agieren. Ich unterschrieb sämtliche Arzt- und Aufklärungsunterlagen ohne nur im Ansatz in diese Papiere reinzuschauen, willigte in eine Chemotherapie!!! ein, ohne auch nur ein Sekunde darüber nachdenken zu können. Sätze wie "Jetzt wollen wir erstmal versuchen ihnen ihre Gebärmutter zu erhalten", "wir starten heute noch mit einer Chemotherapie, um das stark durchblutete, schnell wachsende Zellgewebe der Plazenta abzutöten", "die Plazenta kann dann möglicherweise von alleine rausfallen", "das kann bis zu 12-16 Wochen dauern", "sie erhalten jetzt dreimal täglich ein Langzeitantibiotika, "es darf auf keinen Fall zu einer Infektion kommen", "sie dürfen keine Infektion, kein Fieber bekommen, denn dann muss die Plazenta raus, egal wie", sie bekommen weiter Wehenmittel, die Gebärmutter muss sich kontrahieren, damit die Blutungen zu kontrollieren sind", "wir wollen das ihre Gebärmutter arbeitet". Ich war in einem absoluten Schockzustand. Ich glaube man kann als Außenstehender nur ansatzweise erahnen, wie sich so etwas anfühlt, ein paar Stunden nachdem man sein totes Kind auf die Welt gebracht hat. Ich war in einer Schockstarre gefangen, konnte nicht mehr weinen, nichts mehr. Hatte ich nicht nur mein Kind verloren, nein vielleicht verliere ich auch noch mein Organ. Dann ist alles aus...

Bereits drei Stunden nach der OP bekam ich die erste Infusion gegen Übelkeit vor der Chemotherapie mit Methotrexat (MTX), dann die erste Infusion des 1. Zyklus MTX. Ein Zyklus bestand immer aus drei Infusionen. Die Chemotherapie mit MTX sollte dazu führen, dass einzig schnell wachsende Zellgewebe, das sich in meinem Körper befand abzutöten, ähnlich wie bei Krebs. Und die Plazenta ist eben ein solch aggressives Organ mit schnell wachsendem Zellgewebe. Und was ich nicht wusste, so eine Plazenta arbeitet fröhlich weiter, unabhängig davon ob noch ein Kind da ist oder nicht. Ich hatte im wahrsten Sinne ein gefährliches Monster in meinem Bauch, mit und gegen das ich einen langen Kampf zu führen haben sollte.

Die erste Nacht nach der OP hätte ich ohne meinen Mann nicht überstanden. Ich kollabierte viermal und mein Mann wusste gemeinsam mit der Schwester immer genau was zu tun ist. Mein Blutverlust während der OP hielt sich gerade noch so in Grenzen, war aber dennoch erheblich für meinen Körper. Immerhin hatte der ganze Stress und die Ereignisse auch an meinem Gewicht gezerrt und so waren meine Schwangerschaftskilos wieder weggeschmolzen und ich wog im 5. Schwangerschaftsmonat kurz vor der Fehlgeburt nur noch 49 Kilo!!!

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