Mittwoch, 3. September 2014

Fieber

Nachdem ich den ersten Zyklus Chemo mit MTX überstanden hatte, meinte es die überehrgeizige Ärztin der Station besonders gut und wollte mich unbedingt für eine Woche mit der Plazenta im Bauch nach Hause entlassen bis zum nächsten stationären Aufenthalt zum 2. Zyklus MTX. Die Blutungen war Gott sei dank soweit unter Kontrolle. Ich wusste zwar nicht was ich davon halten sollte, aber ging natürlich nach Hause. Ich befand mich noch in einem Zustand, in dem ich nicht die Kraft besaß die Entscheidungen der Ärzte anzuzweifeln.

Zu Hause war es aber einfach nur schrecklich, denn ich bemerkte erst dort wie tief das Trauma des Erlebten eigentlich wirklich saß. Zu Hause fiel mein Blick aus dem Fenster direkt auf den Spielplatz vor unserer Tür und die spielenden Kinder dort, aber ich fühlte gar nichts mehr, war einfach nur wahnsinnig traumatisiert. Und das zu realisieren und so krass zu spüren war doch sehr hart. Wie in Trance ging ich mit meinem Mann in die Apotheke und zurück. Alles, das Leben und die Menschen auf den Straßen zogen an mir vorbei wie in einem Film. Im Krankenhaus hingegen ist man ja eher wie in einer Blase und bekommt vom Leben außerhalb nicht viel mit. Ich sollte mich laut Anweisung der Ärzte so viel wie möglich bewegen, damit meine Gebärmutter arbeiten kann, aber das viel mir wahnsinnig schwer. Ich hatte einfach keine Kraft, nach ein paar Treppenstufen war ich schon fix und fertig.

Und es kam wie es kommen musste bereits am nächsten Tag war mir abwechselnd heiß und kalt und ich hatte Schüttelfrost. Einen Tag später verschlechterte sich mein Zustand, und erst wiederum einen weiteren Tag später maß ich dann abends Fieber. Ich weiss auch nicht warum ich so lange gewartet habe damit, irgendwie wollte ich durchhalten zu Hause und es "nach Plan" schaffen, obwohl ich ja wusste wie gefährlich es war. Ich hatte also Fieber bekommen, genau das was ich auf keinen Fall bekommen durfte, denn eine Gebärmutterinfektion hätte bedeutet, die Plazenta müsste sofort raus, egal wie. Wir rasten dann sofort ins Krankenhaus und die ganze Maschinerie begann erneut zu laufen, Blut abnehmen, Medikamente, Infusionen etc.. Es war dann noch zwei/drei Tage kritisch, die Entzündungswerte im Blut schnellten nach oben, aber es war und blieb Gott sei dank nur ein grippaler Infekt, zu dem sich noch ein richtig fieser Husten gesellte. Ich glaube mein Körper konnte einfach nicht mehr, es war einfach körperlich und psychisch zu viel passiert. Das Ende vom Lied war aber, dass wir natürlich den 2. Zyklus MTX nicht wie geplant durchführen konnten, denn auf einen grippalen Infekt kann man keine Chemotherapie geben. Ich musste also mindestens eine Woche fieberfrei sein, um wieder starten zu können. Und so kämpfte ich wieder, diesmal gegen das Fieber und den Infekt, ich wollte es unbedingt eine Woche später zum nächsten Chemotherapiedurchgang schaffen, und so blieb ich dann auch im Krankenhaus. Alle waren der Meinung, dass ich dort körperlich und seelisch am stabilsten sei, und ich war auch froh drum, hatte ich doch zu viel Angst, zu Hause wieder einen Gripperückfall zu bekommen.


Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen