Dienstag, 9. September 2014

2. Zyklus MTX

Ich schaffte es schließlich, die Entzündungswerte im Blut regulierten sich und nach einer Woche ohne Fieber, stand der nächste Zyklus Chemotherapie mit MTX an. Es hieß also wieder stundenlang an den Infusionen hängen, dann ein Tag Pause, dann gleiches Spiel wieder von vorne.
Wenn der ein oder andere von euch vielleicht denkt, oh Gott jetzt hat sie nicht nur ihr Kind verloren, verliert vielleicht noch ihre Gebärmutter und die Haare fallen ihr auch noch aus..., den kann ich beruhigen, denn dem war nicht so. Das war auch eine meiner ersten Fragen an die Ärzte. Es handelt sich bei MTX zwar um ein ganz "normales" Zytostatika, aber ich habe es viel niedriger dosiert bekommen als ein Krebspatient, von daher blieben meine Haare Gott sei Dank.

Jetzt muss ich euch mal darüber aufklären, wie man zwischen all dem MTX überhaupt feststellen konnte, ob die Plazenta ihre Arbeit verlangsamt bzw. vernichtet wird, das ist bis jetzt irgendwie untergegangen. In regelmäßigen Abständen wurde der HCG-Wert (Schwangerschaftshormon) kontrolliert, und anhand des Abfalls konnte man erkennen, dass die Plazenta nicht mehr so stark arbeitet. Direkt nach der Fehlgeburt lag mein HCG-Wert bei 5000. Am Anfang fiel er dann sehr schnell, doch das Ende sollte sehr zäh werden. Zusätzliche wurden die Durchblutungsströmungen der Plazenta mittels Ultraschall kontrolliert. An dieser Stelle muss ich auch noch mal Dr. G. erwähnen, Bayerns wohl bekanntester Pränatalspezialist, der sofort nach der OP meine Betreuung übernahm. Keine einzige Entscheidung durften die Stationsärzte alleine treffen, er hatte in allem das letzte Wort. Erst heute wird mir immer deutlicher, was für ein Glück ich hatte, in seine Hände geraten zu sein. Das ganze Krankenhaus kannte meinen Fall, jeder Arzt war instruiert für den Fall der Fälle. Etwas anstrengend empfand ich allerdings schon, dass sich alle Ärzte um meinen Fall rissen und ihn versuchten an sich zu ziehen, um sich dadurch wohl irgendwie zu profilieren. Klar ich hatte kein Problem, wenn beim Ultraschall mehrere Ärzte dabei waren, um was zu "lernen", sahen doch irgendwie alle so eine Plazenta Increta ja zum ersten mal in ihrer Karriere. Schließlich wurden sie ja alle nicht müde uns zu sagen, wie wahnsinnig selten so etwas sei. Aber manchmal nervte es schon. Zudem versuchten wir verzweifelt Informationen zu bekommen, aber jeder Arzt auf Station und bei Visite gab etwas anderes von sich. Im Nachhinein wissen wir, dass sie mit Ausnahme von Dr. G. eigentlich alle keine Ahnung hatten und im Grunde hilflos irgendwas von sich gaben. Naja diese Aussagen waren dann leider auch Schuld daran, dass ich einen erneuten Zusammenbruch erleiden musste.

Ich hatte mich an den Gedanken geklammert, die Plazenta würde irgendwann von alleine rausfallen, sobald das Gewebe nekrotisch ist und nicht mehr arbeitet. Doch wieder mal wurde ich eines besseren belehrt. Ich hatte einmal die Woche einen Kontrollultraschall bei Dr. G, der Rest geschah auf Station. Und dann kam er der Donnerstag Abend als mir Dr. G eröffnete, dass die Plazenta nicht von alleine rausfallen wird und kann, da ich eine zurückgekippte Gebärmutter habe (was ich wusste), und die Plazenta auf jeden Fall raus operiert werden muss. Wann das geschehen sollte, konnte er mir zu diesem Zeitpunkt nicht sagen. Diese Aussage zog mir erneut den Boden unter den Füßen weg, ich wollte keine erneute OP und hatte wahnsinnige Angst davor aufgrund von Blutungen oder sonst etwas doch noch mein Organ zu verlieren. Der Gedanke in eine Operation mit einem solch ungewissen Ausgang zu gehen, war nur sehr schwer zu ertragen.

Meinen Fragen zu der Situation danach, ob ich nochmal schwanger werden könne, und wann etc. wich Dr. G. aus, bzw. er hielt sich diesbzgl. sehr zurück. Heute weiß ich warum...

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